Siebte Etappe: 1000km liegen hinter uns – Zeit für ein paar Shits
Wir haben sie überschritten – die 1000km Marke!
- Tag 33-37
- Etappe: 154km
- Total: 1051km
Wir haben die 1000km Marke an unserem 36. Tag überquert, davon
- Nächte im Zelt: 17
- Tage mit nassen Schuhen: 18
- Längste Tagesetappe: 50km
- Längste Zeit ohne Dusche: 3 Tage
Bisher gefällt uns das Langzeitwandern hier in Neuseeland echt super: abwechslungsreiche Landschaft, nette Leute und vor allem sehr gastfreundliche Neuseeländer!
Aber was Euch doch eigentlich interessiert, ist was dann und wann nicht so gut gelaufen ist. Okay!
1. Das Dilemma mit Jans Schuhen
Tag 1: 40km am Strand hinterlassen böse Blasen an Jans Füßen. Sehr böse Blasen.
Tag 2: Nichts geht mehr. Jan schneidet seine Schuhe an allen Stellen auf, die ihm Blasen beschert haben.
Tag 9: Jan kauft sich Trekkingsandalen.
Tag 22: Jan stellt fest, dass ihm alle Schuhe, die er aus Deutschland mitgebracht hatte (und wir in unserer Bounce Box in Auckland aufbewahrt hatten), zu klein sind. Er schickt sie zurück nach Deutschland.
Tag 22: Jan kauft neue Trailrunner.
Tag 22: Jan merkt nach 10 Minuten, dass die neuen Schuhe nicht passen und gibt sie zurück.
Tag 22: Jan kauft neue Schuhe in einem anderen Laden.
Tag 26: Jan fängt sich einen ersten langen Riss im Mesh seiner Schuhe ein.
Tag 27: Jan tauscht seine Schuhe gegen ein neues Paar um.
Tag 28: Jan ist glücklich mit seinem neuen Paar!
To be continued…
2. Feuer und Flamme
Eigentlich war der Tag so schön. Ein richtig gut instandgehaltener Track verlief durch den Hakarimata Forest. Und der in unserer App ausgewiesene “possible campground” ermöglichte es tatsächlich sein Zelt aufzustellen (ist nicht immer der Fall…). Was noch fehlte, war eine heiße Schoki.
Hm, das Gras wuchs ziemlich hoch. Und war von der vielen Sonne recht trocken. Ihr wisst, was kommt.
Ich brachte das Wasser direkt in der Tasse zum Kochen (statt wie sonst im Topf). Die Tasse ist aus Titanium – also eigentlich kein Problem. Leider wurde der Henkel so sehr erhitzt, dass er nicht anfassbar war, ohne sich die Finger zu verbrennen (logischerweise stellt man das erst fest, wenn man sich bereits die Finger verbrannt hat).
Jan eilte mir zur Hilfe und hob die Tasse mit seinem Longsleeve hoch. Und brannte sich dabei ein fettes Loch in den Stoff.
Ich versuchte das Feuer anschließend zu ersticken. Dabei fiel der brennende Spiritusbehälter um – und setzte das Gras in Feuer… Panikanfall!
Das Feuer war jedoch mit etwas Wasser schnell gelöscht.
3. …mit Nachwirkungen
1 Tag später: Wir wollten uns ein warmes Mahl kochen. Aber unser Feuerzeug funktionierte nicht mehr. Argh… es hatte bei der Löschaktion Wasser abbekommen. Kein Problem – wir hatten ja Ersatz!
2 Tage später: Shit, shit, shit! Warum funktioniert unser Ersatzfeuerzeug nicht mehr? Oder soll ich fragen: Warum reicht es nicht, manche Fehler nur einmal zu machen? Es ist wieder nass geworden… Und der nächste Supermarkt liegt zwei Tage entfernt…
Naja, zumindest Jan schmeckte das Porridge auch kalt…
4. Te Araroa only
An alle, die planen in Neuseeland Urlaub zu machen und wandern wollen: Folgt auf gar keinen Fall einem Weg, der nur mit “Te Araroa” ausgeschildert ist.
Te Araroa Trackstandard – das bedeutet:
- Waldwege, die jahrelang nicht mehr präpariert wurden: die Böden sind Matschfelder in verschiedensten Variationen; wenn es mal Stufen gegeben hat, dann sind sie jetzt nur noch wild umherliegende Bretter; umgefallene Bäume sind noch das geringste Übel zwischen allen Ästen, Sträuchern und Lianen – sehr gerne auch mit Dornen, die auf Augenhöhe im Weg hängen.
Farmland, bei dessen Durchquerung man jeden Hügel mitnehmen muss, auch wenn es mit Sicherheit einen Weg mit weniger Höhenmetern gegeben hätte.
Gerne wird der Trail auch genau einen Fuß breit im Hang ausgewiesen, gespickt mit Löchern, 1m tiefen Höhenunterschieden und der ein oder anderen Kuhfladengrube.
- Die Elektrozäune, die wir auf Farmland immer wieder über wackelige Stufen überqueren müssen, sind auch dann auf Spannung, wenn der Weg direkt daneben entlang führt und dicke Büsche im Weg hängen.
- Sollte es einen angenehmen Pfad geben, dann wurde dieser bei der Beschilderung des Te Araroa jedes Mal gekonnt ignoriert und stattdessen ein zweiter Bullshit-Pfad nebenan ausgewiesen, am besten in solcher Entfernung, dass man den guten Weg vom Trail nicht sehen kann.
Oder wie unser fellow Hiker Morgan aus Schweden festgestellt hat:
The Te Araroa separates the smart people from the fools, whereat the fools keep on following the trail.
Das haben wir uns in den letzten Tagen zu Herzen genommen und sind statt dem Schlamm überfluteten Te Araroa dem gut instandgehaltenen Timber Trail gefolgt.
Und jetzt freue ich mich so sehr in Taumarunui auf Kilometer 1051 meine Trailrunner gegen ein neues Paar auszutauschen!